Bildung/Karriere

Lehrerin mit Schülerin

Im OCG Seminar „Medienkompetenz im Unterricht“ wird Wissen zu neuen Medien vermittelt

Dr. Richard Heigel

Das neue Web ist an den Schulen ungleichzeitig angekommen. Während die Schülerinnen und Schüler facebook und YouTube längst intensiv nutzen, erfahren Lehrer diese Medien oft als Störung des Unterrichts.

Das OCG-Seminar „Medienkompetenz im Unterricht. Unterrichtsideen zum Thema Web 2.0“ hat aber auch gezeigt, dass viele Lehrerinnen und Lehrer neugierig geworden sind. Sie fragen, wie die neuen Medien produktiv in den Schulalltag integriert werden können und haben dazu einen großen Informationsbedarf. Das geht bei den Grundlagen los. Nicht jedem Lehrer ist klar, was sich wirklich hinter Blogs, Wikis, Social Networks oder „Twitter“ verbirgt und wie welches Medium funktioniert. Außerdem gibt es bislang nur wenige Gelegenheiten, um Erfahrungen und Konzepte auszutauschen. Dabei wachsen die Einsatzmöglichkeiten von Web 2.0-Technologien im Unterricht. Weblogs können als Lerntagebücher eingesetzt werden. Sie eignen sich für Schülerzeitungen ebenso wie für eine lebendige Schulhompage. Wikis schaffen Raum für Erlebnisberichte, für ein Schullexikon oder für Projektplanungen. Ein Schülerradio ist auch mal als Podcast denkbar und eine Schülerreportage kann auch als YouTube-Video umgesetzt werden.

Das Web 2.0 bietet Schülerinnen und Schülern sehr attraktive Lern-Möglichkeiten. Und sie erarbeiten sich ganz nebenbei wichtige Medienkompetenzen. Dabei macht es einen Unterschied, ob ein Web 2.0-Projekt als schulinternes Projekt angelegt ist oder ob eine öffentliche Plattform im WWW genutzt wird. Das Arbeiten in und für die Öffentlichkeit birgt eine besonders große Motivationskraft. So können Kommentare in einem Blog von anderen Nutzern aufgegriffen und zitiert werden, was im Idealfall dazu führt, dass die Schüler ihre eigenen Beiträge „bewachen“ und über das Feedback fast genötigt sind, sich mit einem Sachverhalt vertieft auseinanderzusetzen. Die Beteiligung an öffentlichen Projekten, etwa an einem Stadtwiki, bietet zudem die Möglichkeit, sich in Themen zu vertiefen, deren Bedeutung einem Schüler nicht bewusst und im klassischen Unterricht kaum vermittelbar ist. Können manche Schüler den Fächern Deutsch oder Englisch heute wenig abgewinnen, so wird durch das praktische Arbeiten im Netz möglicherweise schnell klar, wie wichtig exakte Formulierungen, Rechtschreibung und gute Argumentationen sein können. Ähnliches gilt für die aktuellen Themen des Netzes: Datenschutz, Eigentum, Meinungsund Informationsfreiheit. Wichtig ist dabei, die richtige Mischung aus spielerischem Umgang und sinnvoller Fragestellung zu finden. Web 2.0 prägt schon heute das Leben von Schülern, Lehrern und Eltern. Schon deshalb besteht großer Handlungsbedarf, damit auch die Schulen die produktiven Seiten des Netzes nutzen können. Dabei fehlt es nicht am Engagement der Lehrerinnen und Lehrer, auch nicht am Interesse der Schüler. Den Schulen fehlt die entsprechende personelle und finanzielle Ausstattung um neue Lernkonzepte entwickeln und umsetzen zu können. Und die Schulen benötigen größere pädagogische Gestaltungsspielräume und Rechtssicherheit. Gefragt ist außerdem ein Bildungsauftrag, der nicht Märkte, sondern die Förderung emanzipatorischer Selbstentfaltung in den Blick nimmt.

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