Im Bild Walter Karban

Walter Karban, Erfinder von Wolfram Alpha

Mag. Christian Scherl

Seit 16. Mai 2009 ist die Computational Knowledge Machine „Wolfram Alpha“ online. Die etwas andere Suchmaschine möchte dem Internetkunden auf Fragen intelligente Lösungsvorschläge servieren. Eine Bilanz nach den ersten Probemonaten.

Mitdenkender Computer
Genau genommen ist Wolfram Alpha keine Such-, sondern eine Wissensmaschine. Benannt nach seinem Gründer Stephen Wolfram, versucht der Webdienst, eine völlig neue Variante der Informationssuche im Internet einzuschlagen. Während herkömmliche Suchmaschinen auf Stichworteingaben Unmengen an Links ausspucken, ist es Wolfram Alphas Ziel, dem Kunden direkt Antworten zu präsentieren. Dazu setzt die Wissensmaschine auf semantische Technologien. Die gesammelten Fakten zu einem Suchbegriff werden also durch spezifische Algorithmen zu synthetischen Antworten verarbeitet. Theoretisch klingt diese Methode revolutionär. In der Praxis fällt das Resultat allerdings derzeit noch bescheiden aus.

Verpuffte Vorschusslorbeeren
„Das wird der neue Google-Konkurrent“, schallte es kurz vor Inbetriebnahme von Wolfram Alpha durch die Medien. Kaum war die Website online, zeigten sich die Experten einigermaßen enttäuscht. Hatte man Wolfram Alpha zuvor als „Wundermaschine“ angepriesen, revidierte man rasch auf „Wissenszwerg“. Die Datenbasis von Wolfram Alpha ist noch relativ schwach. Als US-zentriertes Projekt ist erstens derzeit nur eine englische Spracherkennung möglich, zweitens verläuft auch hier ein Großteil der Fragen im Sand. Wolfram Alpha „isn’t sure what to do with your input“ muss man vor allem auf nicht wissenschaftliche Suchbegriffe zur Kenntnis nehmen. Nur auf mathematische Fragestellungen aller Art hat die Computational Knowledge Machine stets eine Antwort parat. Viele dieser Ergebnisse entpuppen sich jedoch als „unbrauchbar“, da ihnen sämtliche Quellenangaben fehlen.

Herausforderung für die Zukunft

Trotz aller Anlaufschwierigkeiten demonstriert Wolfram Alpha, dass die Internetsuche mit semantischer Technologie durchaus Zukunft haben könnte. „Gebe ich den Suchbegriff „quanten“ ein, interpretiert Wolfram Alpha diesen Begriff als „quantum“ und führt mit einem weiteren Klick zu einer Aufzählung
sämtlicher Quantenberechnungen“, testet Suchmaschinenexperte Walter Karban. „Bei Google und Bing müsste man nach „photon energy“ suchen, um ähnliche Ergebnisse zu erzielen. Eine semantische Suche könnte dem Nutzer dies abnehmen und verwandte Begriffe zu „quanten“ anzeigen.“ Semantische
Suchmaschinen akzeptieren die natürliche Sprache als Eingabe und versuchen den Sinn der Frage zu erkennen. Sie reihen also nicht, wie etwa Google, Suchergebnisse nach der Relevanz der breiten Masse, sondern sind fähig, nach dem Kriterium der individuellen Relevanz zu suchen. „Allerdings ist es schwierig, Computer dazu zu bringen, mit der natürlichen Sprache richtig umzugehen“, meint Karban. „Die Semantik kann nur auf die vorhandene Information zurückgreifen. Datenstamm und Definition sind daher die wichtigsten Aspekte bei der Informationssuche.“

Weitere Informationen: www.wolframalpha.com

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