Wirtschaft/Gesellschaft

SC Dr. Gerhard Popp, BMF

SC Dr. Gerhard Popp, BMF

Sektionschef Dr. Gerhard Popp im Interview

Mag. Christine Haas

SC Mag. Dr. Gerhard Popp leitet seit September 2009 die IT Sektion des BMF. Im Interview mit dem OCG Journal spricht SC Dr. Popp über die Entwicklungen im E-Government.

OCG Journal: Als Leiter der IT-Sektion im Finanzministerium steuern Sie einen wesentlichen Innovator des österreichischen E-Government. Wo sehen Sie die Stärken der IT-Sektion und in welche Richtung wollen Sie diese weiterentwickeln?
Gerhard Popp : Die Stärke der ITSektion liegt primär darin, dass sie als eigenständiger Bereich geführt wird und die IT-Aufgaben nicht in andere Fachabteilungen integriert sind ist. Dies ermöglicht es uns, dank eines eigenen Innovationsbudgets, völlig neue Lösungen zu erarbeiten. Entwicklungen, die von hier ausgehen stehen auch anderen Ressorts zur Verfügung. Österreich hat im internationalen Vergleich im Bereich E-Government eine sehr gute Position, die wir auch halten möchten. Dafür ist es aber wichtig, immer auf neue Themen zu setzen.
Neben unserem Flaggschiff FinanzOnline sind zwei wesentliche Services vorrangig zu nennen: Das Unternehmensserviceportal (USP) bündelt Angebote für Unternehmen und stellt sie zur Verfügung. Wir sind mit der ersten Ausbaustufe seit Jänner online (www.usp.gv.at). DYONIPOS ist ein Joint Venture E-Government im BMF mit Kompetenz und Vision zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung. Es handelt sich um eine kontextsensitive Unterstützung von Wissensprozessen. DYONIPOS lernt und erkennt aus der Benutzerinteraktion und dem aktuellen Kontext die jeweiligen Informationsbedürfnisse und stellt dem Benutzer pro-aktiv relevante Informationen zur Verfügung. Die Implementierung in diverse Applikationen ist ein erster Schritt, um die Stärken voll zum Einsatz zu bringen. (http://www.dyonipos.at). Generell ist es mir ein großes Anliegen, die Innovationsfähigkeit der IT-Sektion unter Berücksichtigung der vorhandenen Budgets zu erhalten.

OCG Journal: Welche Tendenzen sehen Sie für die nächsten Jahre im Bereich E-Government?

Gerhard Popp : Ein wichtiger Trend im Bereich E-Government geht in Richtung Vereinheitlichung von Design und Usability. Damit Lösungen wie z. B. FinanzOnline Akzeptanz
inden, müssen wir weiter an der Benutzerfreundlichkeit arbeiten und die Vorteile hervorheben. Wenn beispielsweise der Bürger bei allen Services die gleiche Benutzeroberfläche vorfindet, muss er weniger Barrieren überwinden und die Akzeptanz steigt. Darüber hinaus ist die IT-Landschaft stark zersplittert. Parallele Entwicklungen einzelner Ressorts müssen gestoppt und durch gemeinsame Lösungen ersetzt werden, alles andere ist zu teuer. Auch für interne Anwendungen gilt: es müssen einheitliche Usability und Designlösungen gefunden werden, damit die Arbeit vereinfacht wird. Kurz gesagt: Wenn E-Government in Zukunft weiter ausgebaut werden soll, ist es unumgänglich, die Anwendungen zu vereinfachen um Bedürfnisse befriedigen zu können.

OCG Journal: E-Government ist auch einer der Themenschwerpunkte der Österreichischen Computer Gesellschaft. Das Forum e|Government der OCG setzt hier zahlreiche Aktivitäten. Könnten Sie sich hier Kreuzungspunkte mit dem BMF vorstellen?

Gerhard Popp : MR Josef Makolm gilt als einer der Vorreiter innerhalb des BMF für den Bereich E-Government und erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Seine Funktion als Leiter des OCG Forums eGovernment ist ein Garant für Kreuzungspunkte. Die Verwaltung muss in Kooperation mit der Wirtschaft Lösungen erarbeiten, dabei aber immer im Dialog mit der Wissenschaft stehen. Die Österreichische Computer Gesellschaft als gemeinnützige Non-Profit Organisation bietet dafür eine ideale Plattform, um Netzwerkaktivitäten zu unterstützen und einzelne Schnittstellen zu verbinden. Große Erwartungen setze ich auch in das „Kompetenz  zentrum Internetgesellschaft“, bei dem die Stakeholder aus den angesprochenen Bereichen notwendige Schritte eruieren und entsprechende Lösungen erarbeiten.

OCG Journal: Dies bringt uns zur Frage nach der Innovation und den Innovations-Treibern im E-Government. Wie ist Ihre Sicht dazu?

Gerhard Popp : Wenn man Innovation haben möchten, dann ist Vernetzung das Schlüsselwort. Auch hier stellt das „Kompetenzzentrum Internetgesellschaft“ einen entscheidenden Mehrwert dar. Durch Vernetzung entsteht Innovation. Ein weiterer wesentlicher Innovationstreiber sind die vorhandenen Budgets. Es gilt, die Innovationsbudgets zu erhalten. Einzellösungen sind in Zukunft nicht finanzierbar, daher müssen übergreifende Lösungen angestrebt werden. Einen weiteren Innovationstreiber könnte die Verwaltungsreform darstellen. Hauptaugenmerk sollte auf IT-Lösungen gelegt werden, die zur Verwaltungsreform entscheidend beitragen können. Auch gesetzliche Vorgaben sind Innovationstreiber. Denken wir nur an das Glücksspielgesetz, das vorsieht, in naher Zukunft alle Glücksspielautomaten an zentrale Rechner zu koppeln. Hier steht Innovation im Vordergrund, denn es gilt, die technische Lösung dazu zu erarbeiten. Die Bewältigung ist für die Verwaltung eine interessante Herausforderung.

OCG Journal: Sehr geehrter Herr Sektionschef, ich danke für das Gespräch und wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung Ihrer Visionen.

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