web adresseMag. Christian Scherl im Interview mit Walter Karban:

Internetunternehmer und Geschäftsführer des inMotion-Verlages Walter Karban ist der heimische Suchmaschinenexperte. Er entwickelte Mitte der 1990er Jahre die österreichische Search-Machine „Austronaut“.

OCG Journal: Wurde Wolfram Alpha überbewertet?
Walter Karban: Ja, allerdings nur deshalb, da Wolfram Alpha als Google-Alternative präsentiert wurde. Daran musste diese Technologie scheitern. Wolfram Alpha liefert wissenschaftlich erfassbare Daten als Ergebnis und wird damit für eine kleine Zielgruppe die gewünschten Ergebnisse in kürzerer Zeit
bringen als jede andere Suchmaschine. Dies als Google-Killer zu präsentieren, war von Beginn an falsch.
OCG Journal: Wie beurteilen Sie persönlich den Internetauftritt von Wolfram Alpha?
Walter Karban: Der zentrale Vorteil von Google beim Start vor über zehn Jahren war der schlichte Aufbau: Logo und Eingabemaske auf der Startseite und die plausiblen Ergebnisse mit einfacher Eingabe. Wolfram Alpha hat aus dieser Sicht eine extrem überbordende Textgestaltung
der Startseite, die im ersten Moment verwirrt.
OCG Journal: Wird Wolfram Alpha jemals eine ernsthafte Konkurrenz zu Google sein können?
Walter Karban: Nein, es wird ein Tool für eine kleine, eventuell wachsende, Zielgruppe bleiben.

OCG Journal: Ist „Bing“ im Bereich Suchmaschinentechnik besser als Wolfram Alpha?
Walter Karban:
Nicht besser, aber anders. Bing ist ein Mix aus mehreren Suchmaschinenmethoden. Vor allem durch die Kooperation zwischen Bing und Wolfram Alpha eröffnet sich eine neue Chance. Es bleibt aber abzuwarten, wie sich die Ergebnisse von
Wolfram Alpha in der Bing-Sucheniederschlagen werden.

OCG Journal: Sehen Sie in semantischen Suchmaschinen eine Zukunft?
Walter Karban: Ja, denn semantisches Suchen bietet aus meiner Sicht den kürzesten Weg von einem angenommenen Begriff zu einem gesamten Themenbereich. Die größte Schwierigkeit für die Suchenden liegt derzeit leider noch immer in einer möglichst genauen Definition der Suchbegriffe.
OCG Journal: Was müssen zukünftige Suchmaschinen können, um Google Konkurrenz zu machen?
Walter Karban: Warten, bis die User erkennen, dass Google auch nur mit Wasser kocht. Der Erfolg Googles beruht auf geschicktem Marketing. Die Ergebnisse einer Suche sind immer nur so gut, wie die Datenbasis in Kombination mit den eingegebenen Suchbegriffen.
Offensichtlich hat Google derzeit die größte Datenbasis und die meisten Nutzerprofile und damit die „gefühlten“ treffsichersten Ergebnisse.
OCG Journal: Welche Suchmaschinentechnologie könnte sich in der Zukunft am stärksten durchsetzen?
Walter Karban: Die Datenbasis ist Voraussetzung für gute Ergebnisse. Betrachtet man die im Netz vorhandenen Informationen, so findet man eine große Müllhalde. Herausforderung bei der Suche im Netz ist die Vielfalt der Ergebnisse und damit die Eingrenzung auf das tatsächlich Gesuchte. Die
bedarf einer differenzierten Definition der Suchbegriffe. Ziel sollte sein, nicht zu viele, sondern möglichst treffsichere und auch differenzierte Ergebnisse zu erhalten. Das ist mit einer einzigen Suchmaschine nicht erreichbar. Ich sehe die Chance für Meta-Suchmaschinen, die Ergebnisse mehrerer Suchmaschinen auf Basis der Ergebnispositionen zusammenfassen.

Info: www.inmotion.at

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