Neue Medien bieten Chancen aber auch Risiken

Neue Medien, neue Gesetze: Bietet Social Media Chancen oder Risiken im Recruiting? Wohin geht der Trend? Wandelt sich der Arbeitsmarkt  zu einem Arbeitnehmermarkt, auf dem der Personalmanager sich beim Mitarbeiter vorstellt?

Die Digital Natives mischen den Arbeitsmarkt auf.  Sie sind mit digitalen Technologien aufgewachsen, lieben den medialen Rummel und beherrschen das Multitasking perfekt. Nicht nur im Beruf, sondern in praktisch jedem Lebensbereich zeichnen sie sich durch eine technologieaffine Lebensweise aus. Digital Natives sind multikulturell und weltoffen, haben mit Traditionen und Hierarchien wenig am Hut und arbeiten stattdessen in virtuellen Teams. Sie finden sich in einer Welt zurecht, die sie selbst gestalten und die den traditionellen Akteuren davonzueilen scheint: Die Digital Natives definieren die Spielregeln neu. Kein Wunder also, dass es den 500 größten Unternehmen in Österreich in den letzten Jahren gelungen ist, durch einen konsequenten Einsatz von Informationstechnologien im Recruiting, ihre Personalbeschaffung effizienter zu gestalten. Das zeigen die aktuellen Ergebnisse der Studie „Recruiting Trends 2010“, durchgeführt vom Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem Online- Karriereportal Monster Worldwide Austria.   

Die Rekrutierungsaktivitäten österreichischer Großunternehmen

Im Personalmarketing dominieren die Internetkanäle. Die 500 größten österreichischen Unternehmen schreiben acht von zehn freien Stellen auf der eigenen Web-Seite und mehr als drei Viertel der offenen Stellen in Online-Stellenbörsen aus. Nur noch drei von zehn freien Stellen werden über Printmedien kommuniziert und 23,5 Prozent dem Arbeitsmarktservice gemeldet. Die Internetkanäle zeigen sich für zwei Drittel der Neueinstellungenverantwortlich. Neue Möglichkeiten ergeben sich durch Social Media bei der Suche
nach Informationen über Kandidaten. „Die Ergebnisse der aktuellen Studie zeigen jedoch, dass lediglich 22,2 Prozent der Unternehmen häufig die Netzwerkplattform Xing und 13,7 Prozent Google nutzen, um Informationen über Kandidaten zu sammeln“, sagt der Wirtschaftsinformatik- Experte Sven Laumer von der
Universität Bamberg. StudiVz/Mein- Vz, Facebook, LinkedIN oder Blogs werden von den Umfrageteilnehmern nur selten zur Informationssuche über Bewerber genutzt. Den dabei gefundenen Informationen messen nur 13,2 Prozent (Xing) bzw. 8,2 Prozent (Google) eine hohe Bedeutung bei.  

Kampf um gute Mitarbeiter   

Trotz Wirtschaftskrise planen Unternehmen 2010 Neueinstellungen. Doch es gibt zu wenig qualifizierte Bewerber am Markt. Die befragten Personalverantwortlichen erwarten´bei knapp einem Viertel der offenen Stellen Probleme, wenn es darum geht, einen qualifizierten Kandidaten zu finden. Deshalb gehen immer mehr Unternehmen auf Bewerberfang ins Internet. Dabei sind die eigenen Internetseiten die Einflugschneise für Talente. Das schwedische Unternehmen Potentialpark befragte knapp 2.000 Studenten und Absolventen, wie sie ihre Karriere online planen und was sie von den Karriereseiten erwarten. Anhand der Kriterien, die den Befragten am wichtigsten waren, bewertete Potentialpark die Seiten von 100 Unternehmen. Zahlen der Studie belegen die Bedeutung der unternehmenseigenen Karriereseiten: Während von den Befragten 46 Prozent angaben, für die Stellensuche Jobportale zu nutzen, steuerten 86 Prozent die Unternehmen direkt an. Eine gute Website ist heute zu wenig. Denn die Unternehmen wollen sich schließlich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Die Studie von Potentialpark zeigt, dass die Firmen überzeugen, die auf ihren Seiten nicht nur Informationen bieten, sondern Gesichter von Mitarbeitern zeigen und Geschichten aus dem Unternehmen erzählen. Die Reputation des eigenen Unternehmens im Web wird immer wichtiger. 44 Prozent der österreichischen Unternehmen überprüft gelegentlich, worüber über sie geschrieben wird. Das zeigt eine aktuelle Befragung von 651 Personalverantwortlichen aus Österreich und Deutschland, durchgeführt von den Online-Portalen HRM.de und HRM Austria.at, dem Magazin personal manager und Stepstone Solutions sowie dem Initiator der Studie und Social Media-Experten Thorsten zur Jacobsmühlen.   

Headhunter auf Talentejagd in sozialen Netzwerken   

Immer mehr Personalisten nutzen Twitter, Facebook, Blogs, Xing, Yasni und Co auf der Suche nach neuen Talenten. Laut der Studie von HRM.de und HRM Austria.at planen 51 Prozent der österreichischen Unternehmen ihre Investitionen in Social Media zu erhöhen. Mehr als die Hälfte der Befragten nutzen erfolgreich Online-Dienste beim Recruiting. Über die Hälfte der Arbeitgeber durchleuchtet die Reputation der Bewerber im Web. 55 Prozent der österreichischen Personalverantwortlichen verwenden das Internet für das Kandidaten-Screening. Je höher die Position, je höher die Wahrscheinlichkeit ins Visier der Personalmanager zu geraten. Doch nur acht Prozent der österreichischen Befragten sagen, dass das negative Ergebnis einer Internetrecherche schon einmal zur Ablehnung eines Kandidaten geführt hat. Das bestätigt Claudia Abraham-Meinhardt, Personalentwicklerin der Stadtwerke Klagenfurt: „Bei uns hat eine Internetrecherche noch nie zur Ablehnung eines Kandidaten geführt.“ Doch auch die Zeiten sind vorbei, in denen Personaler Facebook, LinkedIn und Co nur zum Bewerbercheck nutzten, in dem sie sich auf die Suche nach entlarvenden´Partybildern der Bewerber begaben. Heute dienen die Netzwerke auch dem Bewerberfang. „Aktuell ist es wichtig, gerade die Generation der Digital Natives in ihrem digitalen Umfeld abzuholen“, bestätigt Barbara Wiesinger, Country Manager & Sales Director Monster Worldwide Austria. Personalisten gehen dorthin, wo ihre Zielgruppen sind. 54 Prozent der Befragten der Studie von HRM.de und HRM Austria.at haben über Social Media bereits Mitarbeiter
gefunden. 37 Prozent der österreichischen Arbeitgeber planen, Social Media in der Personalarbeit zu nutzen und gehen mit Karriereprofilen in sozialen Netzwerken auf die Pirsch. Dort finden sie auch die passiven Bewerber. Jene, die zwar einen guten Job haben, doch bei einem besseren Angebot, wären sie bereit, den Arbeitgeber zu wechseln. Talentierte passive Bewerber müssen keine Stellenanzeigen lesen, sondern machen die Personaler online auf sich aufmerksam.   

Der virtuelle Bassena-Tratsch   

Die Human Ressource-Verantwortlichen müssen mit Arbeitnehmern auf Augenhöhe kommunizieren und sich dem neuen Dialogverständnis der Digital Natives anpassen. „Die Personalabteilungen in österreichischen Unternehmen beginnen erst, sich diesen neuen Herausforderungen zu stellen, stehen hier aber noch ganz am Beginn einer spannenden Entwicklung,“ sagt Martin Mayer, Managing Partner des Personalberatungsunternehmens Iventa. Im Human Ressource-Bereich heißt es Schritthalten mit den medialen Neuerungen, der Dialog zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern muss ständig neu ausgelotet werden. „Social Media ist nichts anderes als die Fortführung des Bassena- Tratschs – den es auch für das Kennenlernen und Gewinnen neuer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, letztlich aber zur Festigung des eigenen Geschäfts einzusetzen gilt“, erläutert Sabine Hoffmann, Founder& CEO Ambuzzador sowie Onlinerin 2010 die neue Herausforderung.

Autor: Mag. Eva Mandl

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