Wirtschaft/Gesellschaft

Dame am Schreibtisch

Facebook, Twitter & Co – Kommunikation mit hoher Verantwortung

Alexander Ceh

Jeder 4. Österreicher tut‘s“ titelte vor kurzem ein interessanter Online-Artikel, um gleich im ersten Satz festzustellen: „Facebook ist gekommen, um zu bleiben.“(1) Der Artikel bezog sich dabei auf die aktuellen demographischen Daten zur Facebook-Nutzung, die Thomas Hutter monatlich auf seinem Blog veröffentlicht. (2) Gemessen an der Gesamtbevölkerung liegt die Facebook-Penetration in Österreich bei 24,60 %, allein seit Jahresbeginn konnte eine Zuwachsrate von +35,15 % verzeichnet werden. (3)

Diese Zahlen unterstreichen eindrucksvoll, dass der Trend zur Nutzung von Social Networks keineswegs stagniert und bereits in unsere alltäglichen Kommunikationsgewohnheiten implementiert wurde. Die breite und schnelle Rezeption dieses Phänomens als Ausdruck unseres Informationsund Mitteilungsbedürfnisses darf uns aber nicht vergessen lassen, dass es noch immer wir selbst sind, die hinter diesen Benutzerkonten stehen. Profile sind virtuelle Visitenkarten, die anderen Menschen einen Eindruck unserer Person vermitteln. Es gilt daher sorgfältig auszuwählen, welchem Adressatenkreis wir welche Details aus unserem Privat- oder Berufsleben preisgeben möchten, und welche Botschaften wir wo platzieren. Das proaktive Monitoring unserer Profile und Accounts in Social Networks, sowie die bewusste und differenzierte Verwendung der Einschränkungsmöglichkeiten in den Privatsphäre-Einstellungen sind essentiell um etwa ungewollten Markierungen und Pinwand Einträgen, oder Missbrauch durch Spam vorzubeugen.

Die faszinierende Möglichkeit zur Ausübung unseres Grundrechts der freien Meinungsäußerung durch Social Networks, bis hin zum gezielten Aufbau einer Reputation als Online-Meinungsbildner, bedeutet eine Aufwertung des klassischen Informationsadressaten zum partizipatorischen Dialogpartner auf Augenhöhe und letztlich eine Stärkung der Zivilgesellschaft. Damit geht auch eine besondere Verantwortlichkeit für die kommunizierten Inhalte einher, denn Social Networks sind kein rechtsfreier Raum in dem wir behaupten und verbreiten können was wir wollen. Sie vermögen zwar die Illusion der Unbekümmertheit durch räumliche Distanz zu erzeugen, jedoch handelt es sich hierbei um eine Scheinvirtualität, da überwiegend real existierende Kontakte lediglich virtuell gepflegt bzw. ausgebaut werden. Die Konsequenzen undurchdachter Botschaften können verheerend sein, da ihre Inhalte binnen Sekundenbruchteilen einer Vielzahl von Mitgliedern zur Kenntnis gelangen und dadurch faktisch irreversibel werden. Als mahnendes Beispiel sei der aktuelle Fall einer strafrechtlichen Verurteilung wegen Verhetzung zu neun Monaten bedingter Haft für ein antisemitisches Posting auf der Web-Site einer österreichischen Tageszeitung genannt. (4 )

Zusammengefasst kann also gesagt werden, dass in Social Networks besonders hohe Maßstäbe an die eigenen Verhaltensregeln aufgrund deren Publizität angelegt werden müssen. Adressaten sind immer andere Menschen und von deren Meinung hängt auch unsere Reputation und Kredibilität ab.

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1 Zelechowski, E. (09.05.2010): Jeder 4. Österreicher tut‘s, Url: http://www.telekom-presse.at/Jeder_4-_Oesterreicher_tuts.id.12563.htm
2 Hutter, T.: Facebook (01.05.2010): Demographische Daten für Schweiz, Deutschland Österreich per 30.04.2010, Url:
http://www.scribdcom/doc/30783501/Facebook-Demographie-Deutschland-Osterreich-Schweiz-per-30-04-2010
3 Hutter, T.: Facebook (01.05.2010): Demographische Daten für Schweiz, Deutschland Österreich per 30.04.2010, Url: http://www.thomashuttercom/index.php/2010/05/facebook-demographische-daten-fur-schweiz-deutschland-osterreich-per-30-04-2010/
4 diepresse.com (21.04.2010): Neun Monate bedingte Haft für antisemitisches Posting, Url: http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/559819/index.do

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