Accessibility

Zeichen für Barrierefreiheit

Das Bewusstsein für Barrierefreiheit wird auch in der Tourismusbranche immer wichtiger

Informationstechnologie und elektronische Vertriebskanäle gewinnen im Tourismus und speziell in der Hotelbranche immer mehr an Bedeutung. Im barrierefreien Tourismus wird besonderer Fokus auf die Zugänglichkeit von Information als Grundvorrausetzung für das Reisen gelegt, da beeinträchtigte Menschen gezwungen sind, ihre Reisen länger im Voraus und genauer zu planen und daher das Internet als Informationsquelle intensiver nutzen als andere Reisende. Allerdings wird das Marktpotenzial von Kunden mit Behinderungen im Tourismus noch sehr wenig beachtet und vernachlässigt, obwohl dieses vielversprechend ist: Der Marktanteil von Menschen mit Beeinträchtigungen wird auf 2,2 Millionen Anreisen sowie 8,4 Millionen Übernachtungen in Österreich geschätzt.

Die Zugänglichkeit von Information ist an bestimmte Voraussetzungen gebunden. Um die Brauchbarkeit von Information für Menschen mit Beeinträchtigungen zu gewährleisten, ist es ratsam, diese von Interessenvertretungen vorab prüfen zu lassen. Um eine Diskriminierung beeinträchtigter Personen zu vermeiden, sollte die barrierefreie Information in die bestehende Informationsplattform integriert werden. Ferner stärken Erfahrungsberichte von Kunden sowie Mundpropaganda das Vertrauen in vorhandene Information. Information im Internet muss zuverlässig, up-to-date und barrierefrei sein, da das Internet ein Medium ist, welches zu jeder Zeit von vielen Menschen genutzt werden kann. In Österreich gibt es unterschiedliche Möglichkeiten für beeinträchtigte Personen, online Informationen zu Hotels zu suchen, wie zum Beispiel:

(i) Hotel Homepages
(ii) Reise- und Buchungsplattformen
(iii) Informationsplattformen für Menschen
mit Beeinträchtigungen
(iv) Webseiten von örtlichen Tourismusbüros

Evaluierung barrierefreier Hotel-Homepages

Um den Grad der Barrierefreiheit vonWebseiten österreichischer Tourismusunternehmenzu ermitteln, wurde amFachbereich Electronic Business der UniversitätWien eine Studie durchgeführt,die eine Analyse von 50 Webseiten beinhaltete. Mit Hilfe eines dreistufigen Verfahrens wurden im Rahmen dieser Studie Hotelwebseiten auf ihre tatsächliche Barrierefreiheit hin getestet. Der erste Schritt bestand in der Auswahl der Hotels. Als Grundlage diente dabei eine Liste der „Infoplattform Barrierefreier Tourismus in Österreich“ (IBFT), einer Plattform, die Informationen barrierefreier Hotels sammelt und Links zur Verfügung stellt. Im nächsten Schritt wurden automatisierte Tests durchgeführt, um grundlegende Probleme der Barrierefreiheit zu identifizieren. Schließlich wurden die Seiten, welche die automatisierten Tests bestanden hatten, mit weiteren, manuellen Tests überprüft. Außerdem wurden die Webseiten nach zusätzlichen Informationen zur baulichen Barrierefreiheit des Hotels durchsucht.

Die Ergebnisse zeigen, dass im Bereich Barrierefreiheit im Web noch einiges getan werden muss. 90 % der untersuchten Webseiten bestanden die automatisierten Tests nicht. Nur zwei von 50 Seiten bestanden sowohl die automatisierten als auch die manuellen Tests, was allerdings noch nicht heißt, dass diese Seiten tatsächlich barrierefrei sind: Sie erfüllen lediglich die Grundvoraussetzungen für Barrierefreiheit. Ferner enthielten nur 10 % der Webseiten Informationen über die bauliche Barrierefreiheit des Hotels. Ein Hauptproblem war, dass viele der Seiten Internetapplikationen, wie JavaScript, Flash-Animationen oder Frames benutzten, ohne jedoch die für eine barrierefreie Lesbarkeit notwendigen Zusatzanforderungen für solche Applikationen zu beachten. Aus diesem Grund konnten Bildschirmlesegeräte auf derartige Webseiten nicht zugreifen, wodurch sie für sehbeeinträchtigte Personen gänzlich unzugänglich wurden.

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen ein Paradoxon: Die Mehrheit der getesteten Hotels bietet zwar gesetzeskonforme bauliche Barrierefreiheit, jedoch keine barrierefreien Webseiten. Dies lässt sich nur dadurch erklären, dass eine diesbezügliche Sensibilisierung (noch) nicht stattgefunden hat. In der realen Welt ist Barrierefreiheit offenbar besser umgesetzt als in der virtuellen Welt.

Autor: Mag. Maria Erdey-Gruz, Mag. Manuela Maria Brandstätter

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