IT-Kompetenz als Teilgröße der Medienkompetenz. Zentrale Fähigkeiten sind der

IT-Kompetenz als Teilgröße der Medienkompetenz. Zentrale Fähigkeiten sind der

Lebenswelten sind heute Medienwelten, und für die heranwachsende Generation gehören Medien selbstverständlich zum Alltag. Dabei sind Medien ständigen Wandlungsprozessen unterworfen, und somit ändern sich auch die Anforderungen an die Alltagsbewältigung. In diesem Sinn fordern Politiker, Eltern und Pädagogen Medienkompetenz – vor allem für Kinder und Jugendliche. Ein einheitliches, unumstrittenes Medienkompetenzkonzept gibt es allerdings nicht. Das in Deutschland bekannteste Medienkompetenzkonzept stammt von Dieter Baacke; seine Ausführungen werden als grundlegend für das Verständnis von Medienkompetenz angesehen. Baacke sah sein Konzept zur Medienkompetenz eng mit der kommunikativen Kompetenz (Habermas) verbunden, grenzte Medienkompetenz aber insofern vom Habermasschen Modell ab, als er „die Veränderung der Kommunikationsstrukturen durch technisch industrielle Vorkehrungen und Erweiterungen“ mit einbezog (Baacke 1996: 119) (1).

In Anlehnung an die klassischen Aufgabenfelder der Medienpädagogik hat Baacke eine Operationalisierung von Medienkompetenz vorgeschlagen, die diesen Begriff in die vier Dimensionen Medienkritik, Medienkunde, Mediennutzung und Mediengestaltung ausdifferenziert. Während sich das Kompetenzkonzept von Dieter Baacke auf alle Medien bezieht, spricht die IT-Kompetenz speziell die Informationstechnologien an, zentral sind hierbei Fähigkeiten im Umgang mit dem Computer und Internet. In diesem Sinn lässt sich IT-Kompetenz als eine medienspezifische Teilgröße von Medienkompetenz begreifen. In der medienpolitischen und -pädagogischen Diskussion liegt der Schwerpunkt vor allem auf den Bereichen Textverarbeitung, Informationssuche und -auswahl, Präsentation und Kommunikation. Der bildungspolitische Wille ist, dass Kindern und Jugendlichen schon frühzeitig diese Fähigkeiten mit Blick auf Berufsqualifizierung vermittelt werden. So startete die deutsche Bundesregierung bereits im Jahr 1999 ein Aktionsprogramm mit dem Titel „Innovation und Arbeitsplätze in der Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts“2. Als übergreifendes Ziel wird dort die durchgängige Modernisierung schulischer und beruflicher Ausbildungssysteme mit dem Ziel gefordert, „jedem Schüler und jeder Schülerin ein Basiswissen für den verantwortungsbewussten Umgang mit modernen Informations- und Kommunikationstechniken zu verschaffen, auf wirtschaftlich selbstständiges Handeln vorzubereiten und Lehrkräften multimediale Wissensvermittlung zu ermöglichen“(Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie/ Bundesministerium für Bildung und Forschung 1999: 8).

Und auch die Bund-Länder-Kommission schrieb 2000, dass „der Erwerb einer umfassenden Medienkompetenz (…) für Mädchen wie Jungen eine der Voraussetzungen für die Mitgestaltung der Informationsgesellschaft der Zukunft (ist). Dazu gehört auch die Nutzung und der Einsatz des Internets als Kommunikations- und Recherchemedium“ (BLK, Heft 80, 2000: 33)3. Trotz dieser Forderungen und erfolgter Bildungsanstrengungen spielt die Vermittlung von Medienkompetenz in den Schulen noch eine eher geringe Rolle, was nicht zuletzt auch in der Lehramtsausbildung begründet liegt. Medienpädagogik ist kein Pflichtfach. Allgemein sind für die Einführung und Ausgestaltung von Medienkompetenz die einzelnen Bundesländer verantwortlich, so dass sich hier unterschiedliche Schwerpunktsetzungen zeigen.

Obwohl mit der zunehmenden Anerkennung von Medienkompetenz als Schlüsselqualifikation – es wird auch von einer neuer Kulturtechnik gesprochen – informationstechnische Grundkenntnisse in den Fachunterricht integriert und vermittelt werden sollen und dementsprechend auch Standards formuliert wurden, ist seit dem Aktionsprogramm von 1999 eher wenig geschehen. Zwar gibt es eine Reihe von Zertifikaten, wie dem ECDL (European Computer Driving Licence), dem Xpert ECP (European Computer Passport) und den euZBQ (europäisches Zertifikat zur Berufsqualifikation), allerdings mangelt es an der Umsetzung von Kursen in der Schule, die auf diese Zertifikate vorbereiten. Positiv ist allerdings die Entwicklung an gestiegenen Fortbildungen für Lehrkräfte (Primarstufe, SEK I und II, Berufskollegs) und Angeboten für Lehramtsstudierende, Lehrerinnen und Lehrer, außerschulische Fachkräfte, junge Medienschaffende. Allerdings kommt dies noch immer nicht der hohen Relevanz von Medien- und IT-Kompetenz für den Beruf und Alltag nach. IT- und Medienkomeptenz zu fördern bleibt also weiterhin die Zukunftsaufgabe.
1 Baacke, D. (1996). Medienkompetenz – Begrifflichkeit und sozialer Wandel. In: Rein von, A. (Hrsg.): Medienkompetenz als Schlüsselbegriff.
Bad Heilbrunn, S. 112-124.
2 http://www.dl-forum.pt-dlr.de/dateien/Aktionsprogramm_Innovation.pdf
(Stand 25.11.2010).
3 http://www.blk-bonn.de/papers/heft80.pdf (Stand 25.11.2010)

Autoren: Dr. Sonja Ganguin, Prof. Dr. Uwe Sander

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.